Wahrnehmungen im Dunklen Uwe Henneken

21.01.12 – 10.03.12 Solo Exhibition Meyer Riegger, Karlsruhe

(En)

The new work by Uwe Henneken carries us off to a phenomenology of the gaze and a phenomenology of the night. As experiences of darkness they give a premonition of transience, seclusion and secrecy, and as alethia of love, faith and hope. They rouse our elementary emotions and touch us deeply because they disallow a reserved contemplation: The picture that we look at looks back at us.
Whether the countenance of the heavens or the divine gaze: As an opened or closed eye it rules over existence and nothingness. The importance of the constituent eye - the creative and the watchful glance stretches through the entire history of mankind. Theologically justifed, phenomenologically discussed and literarily testifed, Henneken now situates the gaze in an artistic and philosophical discourse.

Like an assault on the eyes the colouring if his work strikes us: impetuous, ecstatic and explosive. Like a pyrotechnician of nature Henneken presents us fames instead of colours: extravagant and tumultuous, idealizing and supernatural. Thus Henneken exponentiates the voice of nature into a feeling, the landscape into a soul landscape.

On an atmospheric level, it does not surprise that in the course of this picture cycle Henneken happened upon Heidegger´s Der Feldweg. “Whenever the riddles pressed upon each other and no way out was in sight, the feldpath helped“

As “wanderings where all shores are left behind,” as yearning and searching, Henneken´s paintings also remind us of alienation and desolation. In his poetry of rurality, referring to Romantic natural philosophy, he addresses the search for the vertical sublime long lost to us. Thus the artist becomes a priest, the art proclamation.

Under the celestial vault and at the garden gate Henneken´s Chinese whispers invites our gaze to feast on a symbiosis of darkness and light. At “the intersection of light and darkness the mortal and divine eye meet and and merge”

2 Thus isolation transcends itself, turning into congress, likewise desertion into truthfulness, bewilderment into serenity: The picture that we are looking at is looking back at us.

Susanne Dudda

1 Heidegger: Der Feldweg
2 Jacob Böhme: Theosophische Werke

(De)

In eine Phänomenologie des Blicks und in eine Phänomenologie der Nacht entführen uns die neuen Arbeiten von Uwe Henneken. Als Umnachtung gemahnen sie an Vergänglichkeit, Verborgenheit und Geheimnis und als Lichtung an Liebe, Glaube und Hoffnung. Sie stören unsere elementaren Gefühle auf und berühren uns deshalb so stark, weil sie eine distanzierte Betrachtung verweigern: Das Bild, das wir anblicken, blickt auf uns zurück. Ob Himmelsantlitz oder göttlicher Blick: Als geöffnetes oder geschlossenes Auge entscheidet es über das Sein und das Nichts. Die Bedeutsamkeit des konstituierenden Auges, des schöpferischen und des wachsamen Blicks zieht sich durch die gesamte Menschheitsgeschichte. Theologisch begründet, phänomenologisch diskutiert und literarisch beschworen stellt Henneken den Blick nun in einen künstlerischen und philosophischen Diskurs. Wie ein Angriff auf die Augen trifft uns dabei die Farbgebung in seinem Werk: ungestüm, ekstatisch und explosiv. Wie ein Feuerwerker der Natur führt Henneken uns Flammen statt Farben vor: ausschweifend und ungestüm, idealisierend und übernatürlich. So potenziert Henneken die Stimme der Natur zur Stimmung, die Landschaft zur Seelenlandschaft. Atmosphärisch überrascht es nicht, dass Henneken im Rahmen dieses Bilderzyklus‘ auch auf Heideggers Feldweg stieß. „Wenn die Rätsel einander drängten und kein Ausweg sich bot, half der Feldweg“1. Als „Wanderungen, auf denen alle Ufer zurückbleiben“, als Sehnen und Suchen gemahnen Hennekens Bilder uns auch an Fremde und Verlassenheit. In seiner Poesie von Ländlichkeit und als Referenz an die romantische Naturphilosophie thematisiert er die Suche nach der uns verloren gegangenen Vertikalen zum Erhabenen neu. So wird der Künstler zum Priester, die Kunst zur Verkündung. Unterm Himmelsgewölbe und am Hofgartentor lädt Hennekens stille Post der Blicke uns ein zu einer Symbiose von Finsternis und Licht. Im „Schnittpunkt von Licht und Finsternis begegnen menschliches und göttliches Auge einander und verschmelzen“2. So transzendiert sich Einsamkeit zu Begegnung, Wüstung zu Wahrhaftigkeit, Verstörung zu Gelassenheit: Das Bild, das wir dabei anblicken, blickt auf uns zurück.

Susanne Dudda

1 Heidegger: Der Feldweg
2 Jacob Böhme: Theosophische Werke

Wahrnehmungen im Dunklen

Wahrnehmungen im Dunklen Uwe Henneken

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