Jonathon Monk More Than Four Hundred Million Ways 23. Mai – 18. Juli 2014 Eine Vespa PK – ein Kultroller der 1980er Jahre – steht wie zufällig abgestellt im Raum. Scheinwerfer, Blinker und Kontrolllampen leuchten auf, verglimmen, leuchten auf und verglimmen wieder. Einmal wird das Rücklicht hell, gleich darauf der rechte Blinker. Ein anderes Mal beleuchtet das Frontlicht den Raum, dann das Bremslicht. Einige weitere Kombinationen werden sichtbar. Dabei steht der Motorroller autonom und statisch im Raum, einzig das Aufleuchten gibt eine gewisse Bewegung vor. Die Abfolge erscheint wie zufällig. Dem vermeintlich unklaren Wechselspiel der Lichter liegt jedoch ein System zu Grunde: die Permutation. Eine Permutation ist eine lineare Anordnung von Objekten in endlichen oder abzählbar unendlichen Strukturen, vorausgesetzt sie wird nicht wiederholt. Die Anzahl der möglichen Permutationen ohne Wiederholung lässt sich mit Hilfe der Fakultätsoperation errechnen. Nehmen wir ein Turnier mit drei Mannschaften als Beispiel, ergibt sich die folgende Anzahl an Spielmöglichkeiten: 3!= 3 x 2 x 1 = 6 Bei zehn Mannschaften wäre das Ergebnis wie folgt: 10!= 10 x 9 x 8 x 7 x 6 x 5 x 4 x 3 x 2 x 1= 3.628.800 Ein Turnier mit zehn Mannschaften würde also zu 3.628.800 Möglichkeiten führen. Für das Turnier ergebe sich, unter der Voraussetzung man spiele zehn Spiele am Tag, eine Dauer von 362.880 Tagen. Was bedeuten würde, dass das Turnier, vorausgesetzt man spielt jeden Tag im Jahr, etwas mehr als 994 Jahre dauert. Kommen wir zur vorab beschrieben Vespa zurück, zeigt sich, dass bei 12 Lichtern und Kontrollleuchten des Motorrollers man die folgende Anzahl an Kombinationsmöglichkeiten der aufleuchtenden Lichter erhält: 12!= 12 x 11 x 10 x 9 x 8 x 7 x 6 x 5 x 4 x 3 x 2 x 1 = 479.001.600 Mehr als vierhundert Millionen Kombinationen sind somit möglich. Setzen wir voraus, dass jedes Aufleuchten eine Dauer von einer Sekunde beträgt, werden mehr als 15 Jahre in Anspruch genommen, bis alle Kombinationsmöglichkeiten genau einmal erscheinen. Bei einer ununterbrochenen Laufzeit sind das 5.544 Tage oder 133.056 Stunden oder 7.983.360 Minuten. Das (assisted) Readymade – die Vespa – wird begleitet von der Arbeit „Anna Holding Products“: Ein Lampenstativ mit einer an der Teleskopstange befestigten Querstange an der ein, mit zwei Metallklammern, beidseitig bedrucktes Plakat herab hängt. Auf dem Plakat hält eine Person ein weiteres Plakat. Dieses abgebildete Plakat zeigt Richard Hamilton wie er seine Arbeit „Epiphany“ fast schützend vor sich trägt. Entstanden aus einem Souvenir von einer USA Reise, wird „Epiphany“ zum Sinnbild der Erkenntnis in alltäglichen Situationen. Die Rückseite des aufgehängten Plakates gibt den Blick frei auf einen nackten Frauenkörper in Rückansicht. Auch die Kehrseite des abgebildeten Posters wird nun sichtbar: Von Hamilton modifizierte Objekte wie „The critic laughs“ oder „Table with ashtray“ sind darauf abgebildet. Erst die Rückseite macht den Gesamtzusammenhang erkennbar: Das abgebildete Plakat zeigt das ausgefaltete Künstlerbuch „Products“ von Hamilton, das von der augenscheinlich weiblichen Person, nämlich Anna, gehalten wird. Unweit von „Anna Holding Products“ ist die Plastikschale eines Porschesitzes mit einem Porsche Benutzerhandbuch an die Wand gesetzt. Der Autor des Handbuches nennt sich Richard Hamilton. Fast scheint es sich um ein weiteres Künstlerbuch von Hamilton zu handeln. Der Porsche, ein Klassiker der Designgeschichte, scheint prädestiniert als „assisted ready-made“ von Hamilton modifiziert worden sein. Diesem Trugschluss wird somit Raum geboten. Gerahmte Fotodrucke einer The Smith-Platte hängen in mehrfacher Ausführung in einer Reihe an zwei Wänden. Jeder Druck ist jeweils an einer bestimmten Stelle der Platte markiert mit einem Pin. Jeder Pin beschreibt genau einen Part der Platte, der für Jonathan Monk einen bedeutsamen Moment beschreibt. Jeder Moment scheint wie mit einer Plattennadel vertont: „What difference does it make, what difference does it make, it makes none, but now you have gone“.

Maria Tanbourgi