Die Galerie Meyer Riegger freut sich, mit Cluster Illusion die zweite Einzelausstellung des niederländischen Künstlers Melvin Moti in ihren Karlsruher Galerieräumen zu präsentieren.
Melvin Moti untersucht in seiner künstlerischen Arbeit Formen der Bildkultur in Beziehung zu Wissenschaft und Geschichte. Licht und Wahrnehmung sowie ihre Techniken des Aufzeichnens sind wiederkehrende Motive in seinen Bildern, Objekten, Filmen und Installationen – die Annäherung an den Raum zwischen ordnender Struktur und Zufall ein anhaltendes Sujet. Seine aktuelle Ausstellung “Cluster Illusion” führt auf einen Aufenthalt in Japan zurück, wo Moti in Tokyo die gleichnamige Werkserie entwickelt und erstmals kürzlich im Mori Art Museum präsentiert hat.
Acht frei hängende Bilder aus Seide zeigen Motive, deren Struktur sich aus einzelnen,
partiell verdichtenden Punkten zusammen setzt und im Auge des Betrachters mitunter figurativ kristalliert. Die Werke sind in Zusammenarbeit mit einem japanischen Stoffdruckmeister in Edo Komon Technik entstanden, die traditionell im Textildruck wie bei Kimonos Gebrauch findet und ihrerseits in der Weise ihrer Ausführung bildhafte Symboliken in sich trägt. Drei Motive aus Motis Werkserie zeigen von Sonnenstrahlen und Wolken durchzogene Landschaftspanoramen.
Sie basieren auf eigenen Fotografien des Künstlers, nehmen in ihrer Konzeption aber auch Bezug zu traditionellen niederländischen Landschaftsstücken. Fünf weitere Motive zeigen verschiedene Sternbilder, darunter Turdus Solitarius sowie Noctua.
Sie bezeichnen beide die selbe Sternkonstellation, erhielten jedoch durch unterschiedliche wissenschaftliche Auslegung verschiedene motivische Darstellung und Bezeichnung. Ihre figurative Deutung basiert auf einem Moment der situativen Zuschreibung von Bedeutung. Und damit auf Zufall? Der Titel der Werkserie Cluster Illusion greift diese Symbolik auf, beschreibt doch die Clustering-Illusion die natürliche menschliche Tendenz, Muster zu erkennen – auch dort,
wo sie nicht existieren. Melvin Motis Werkserie orientiert sich an diesem Phänomen. Seine körnigen, nahezu fotografisch wirkenden Bilder bringen dabei sowohl Figuration wie Abstraktion zum Motiv und entziehen sich zugleich einer konkreten Definition des jeweils einen oder anderen.
Das Kalkulierbare wird wiederum bei seiner Arbeit auf türkisfarbenem Seidengrund zum Sujet,
zieht Moti in ihrer Konzeption eine Analogie zu frühen Bildschirmmonitoren und damit auf Zufall und Ordnung basierenden Programmen.
Die Synthese aus Technik und freiem Lauf bringt Melvin Moti schließlich mit einer Zeichnungsserie wortgetreu auf den Punkt, war es doch für Zen-Mönche eine geistige Methode, Punkte derart auf ein Blatt Papier zu zeichnen, dass die Punkte in ihrer Platzierung einzig dem Zufall, nicht aber einer bewussten Ordnungsstruktur folgen. Moti lud für diese Serie einen australischen Zen-Lehrer ein, diese Methode zu praktizieren – und setzt damit seinerseits der in höchster Präzision gefertigten Werkserie Cluster Illusion eine sehr poetische Arbeit anbei, die auf reduzierte, doch nicht weniger illusorische Weise den Blick ihrer Betrachter zwischen dem Figurativen und dem Abstrakten, zwischen einer greifbaren und einer magischen Welt zirkulieren lässt.

Text: Christina Irrgang